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August 


Pünktlich mit Beginn des Monats ist erst einmal der Sommer zurückgekehrt. Durch die feuchte Witterung des Juli unterstützt, übt sich die Wiese in Wiederholungen: Die Gräser treiben wieder aus, Pippau blüht nochmal und der Wiesenklee stellt unermüdlich Samen her.

Meine Beobachtung: Da, wo ich zuerst gemäht habe, hat der Klee am meisten die Oberhand gewonnen.

Liesch-Gras
Phleum pratense

Wiesen-Lieschgras

Dieses spät von mir entdeckte (vielleicht auch erst jetzt gewachsene) Allerweltsgras sollte eigentlich für unsere Wiese wie geschaffen sein: "Fettwiesen und -weiden auf frischen , nährstoffreichen Lehm- und Tonböden" wird als Standort angegeben. Das Exemplar hier ist aber recht kleinwüchsig und hat auch nur sehr kurze Ährenrispen. "Art mit mehreren Unterarten" meint Rothmaler. Also sagen wir: es passt.

Wie es wohl kommt, dass diese Art auch Timotheusgras genannt wird?
Brennessel
Urtica dioica

Große Brennessel

Da der August bisher sehr mager in der Ausbeute war, hat mir diese allseits bekannte Unberührbare die "Ehre" erwiesen, jetzt noch Blüten zu treiben. Und siehe da, es gibt noch was zu lernen: Die Große Brennessel ist zweihäusig. Das Exemplar hier ist, wie ihre paar Schwestern auf der Wiese, ein Weib. Mit der Lupe erkennt man, dass die einzelnen Blütchen aus einem "Körnchen" bestehen, aus dem an der Spitze ein kleines rotes Haarbüschel hervorschaut. An unserer zweiten Brennesselstelle in der Hecke hinterm Haus wachsen nur männliche Exemplare. Hier gibt es richtige kleine Miniblütchen, die sich öffnen und Staubbeutel freigeben.
Haselnuss
Corylus avellana

Haselnuss

Mitte August sind dieses Jahr schon die Nüsse reif. D.h. die wenigen, die von der hiesigen Madenfauna verschont geblieben sind. Für den Verzehr von homo sapiens schafhausiensis bleibt da nicht mehr viel. So werden wir zum Kuchen backen wieder auf die zurückgreifen, die im Supermarkt in der Tüte wachsen.
Borstenhirse
Setaria pumila

Fuchsrote Borstenhirse

Borstenhirse ist einjährig und keimt spät. Es ist also normal, dass man sie erst im Spätsommer findet. Wie bei einigen der Pflanzen hier bei uns ist ihr eigentliches Revier der Acker.

Ich hoffe, dass die Bestimmung als S. pumila (=lutescens, =glauca) stimmt. Die Borsten sind purpurrot und die Ährchen sitzen einzeln am Stiel. Was nur fehlt sind die vereinzelten Haare auf den Blättern.

Was mir aufgefallen ist (Lupe), sind viele Stielchen von tauben, abgefallenen Ährchen, die wie Mini-Trichterpilzchen aussehen.
Huehnerhirse
Echinochloa crus-galli

Hühner-Hirse

Das ist so ein Mittelding aus Wildpflanze und Nutzpflanze. Die Körner hat man schon im Magen von Moorleichen aus der Jungsteinzeit gefunden. Bei uns hat sie es aber in neuerer Zeit nicht zur verbreiteten Kulturpflanze gebracht. Die hier wächst auf dem besonders artenreichen Feldweg hinter unserer Wiese. Mir sind in letzter Zeit aber auch in Getreideäckern einzelne prachtvolle Exemplare aufgefallen.

Es kann gut sein, dass es sich um verwilderte Exemplare der in Ostasien angebauten Unterart frumentacea handelt, die manchmal auch als eigene Art betrachtet wird. Sie ist oft Bestandteil von Ziervogelfutter.
Gaensedistel
Sonchus asper

Rauhe Gänsedistel

Sie ist wegen ihrer charakteristischen Blätter kaum zu verwechseln: Sie haben einen sehr stacheligen Rand und legen sich mit zwei schneckenförmigen Ohren an den Stengel an. Was mir aufgefallen ist: der weiße, klebrige Saft, der aus Stengel-Bruchstellen austritt, wird sehr schnell dunkelbraun.

Auch diese Gänsedistel ist eigentlich kein Bewohner einer etablierten Wiese, sondern wächst auf offenen Stellen, z.B. Äckern. Hier ist das Nachbargrundstück zur Rechten Anfang des Jahres großflächig und parkartig mit Rasen von einem Landschaftsgärtner neu angelegt worden, ein grandioser Kontrast zu unserer Naturwiese. Bei dieser Aktion wurde der "Abfall", also Steine und Unkrautreste, über die Grenze zu uns hinübergeharkt. Auf diesem Streifen sind schon einige interessante Sachen aufgegangen.
Baldrian
Valeriana officinalis

Baldrian, echter

...und seh ich mir dieses Blatt hier an,
dann denk ich an,
den Baldrian...

Seit zwei Monaten beobachte ich diese Pflanze schon, die dieses Jahr noch keine Blüten treiben will. Jetzt waren wir auf der rheinland-pfälzischen Landesgartenschau in Kaiserslautern. Und dort im Kräutergarten kam das Aha-Erlebnis: Es muss ein Baldrian sein, also etwas fürs Herz und die Nerven.
Leinkraut
Linaria vulgaris

Leinkraut, gemeines

Die Blüten dieses "Löwenmäulchens" stehen normalerweise in dichten Trauben. Hier waren leider alle bis auf eine schon abgefallen, als wir es entdeckt haben. Es wäre auch vorher kein Prachtexemplar gewesen. Kein Wunder, denn das Leinkraut liebt trockene, steinige, sonnige Stellen, was es bei uns nicht so findet.
Waldrebe
Clematis vitalba

Waldrebe, gewöhnliche

[Ergänzung 2001] Wir haben die Blätter nebeneinander gehalten und waren uns einig: Die Ranken in der Wiese und die an der Pergola im Garten sind gleich. Also hat sich die Alpen-Waldrebe in die Wiese ausgesät. Ein habe ich nicht abgemäht. Sie bekam im Frühjahr ein Dreibein aus drei Haselstöcken zum klettern. Und sieh da: jetzt blüht sie bescheiden weiß und entpuppt sich als einfache heimische Waldrebe vom nahegelegenen Waldhang.